Was ist eine Stiftung? Definition, Rechtsformen und Praxiswissen

Stiftungen spielen eine bedeutende Rolle in der deutschen Gesellschaft. Sie ermöglichen langfristige finanzielle Förderung der Begünstigten in verschiedensten Lebensbereichen. Doch was ist eine Stiftung genau? Wie funktioniert sie, welche Rechtsformen gibt es und welche steuerlichen Vorteile bietet sie? In diesem Artikel erhalten Sie einen fundierten Überblick über das Stiftungsrecht, die unterschiedlichen Erscheinungsformen und den Prozess der Errichtung einer Stiftung.

Was ist eine Stiftung? (Definition & Rechtsformen)

Ursprünge und Definition

Die allgemeine Definition einer Stiftung findet sich in § 80 BGB. Demnach handelt es sich um eine Einrichtung, die mit Hilfe einer verselbstständigten Vermögensmasse und deren Erträgen einen vom Stifter festgelegten Zweck verfolgt. Dabei bleibt das Stiftungsvermögen in der Regel dauerhaft erhalten, und nur die Erträge werden für die Zweckerfüllung verwendet.

Wesentliche Eckpunkte einer rechtsfähigen Stiftung:

  • Eine verselbstständigte Vermögensmasse
  • Ein festgelegter Stiftungszweck
  • Die dauerhafte Erfüllung dieses Zwecks gemäß der Stiftungssatzung

Welche Rechtsformen gibt es?

Rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts

Die rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts besitzt eine eigene Rechtspersönlichkeit und unterliegt der Aufsicht durch die Stiftungsbehörde und ist an die Vorgaben des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB) gebunden und zusätzlich von den jeweiligen landesspezifischen Stiftungsgesetzen geregelt. Ihr Zweck und ihre Struktur sind durch die Stiftungssatzung klar definiert.

Treuhandstiftung

Die Treuhandstiftung ist eine Stiftung ohne eigene Rechtspersönlichkeit. Sie wird von einer natürlichen oder juristischen Person treuhänderisch verwaltet. Sie ist schneller und mit weniger bürokratischem Aufwand zu gründen als eine rechtsfähige Stiftung, bietet jedoch weniger Kontrolle durch den Stifter.

Gemeinnützige Stiftung vs. Familienstiftung

  • Gemeinnützige Stiftung: Fördert gemeinnützige Zwecke wie Bildung, Wissenschaft oder Kultur. Sie genießt erhebliche steuerliche Vorteile.
  • Familienstiftung: Wird gegründet, um das Vermögen innerhalb einer Familie über Generationen hinweg zu sichern. Sie unterliegt speziellen steuerlichen Regelungen, darunter die Erbersatzsteuer.

Unternehmensstiftung & Stiftungs-GmbH

  • Unternehmensstiftung: Dient der langfristigen Sicherung eines Unternehmens, indem es in eine Stiftung eingebracht wird.
  • Stiftungs-GmbH: Kombination aus Stiftung und GmbH, die unternehmerische Tätigkeit mit gemeinnützigem Zweck verbindet.

Damit haben Stifter eine Vielzahl von Möglichkeiten, ihre Stiftung individuell zu gestalten, abhängig von ihrem gewünschten Zweck und Verwaltungsaufwand.

Wie gründet man eine Stiftung?

Der Stifterwille als Grundlage

Der Stifterwille ist das zentrale Element jeder Stiftung. Er bestimmt den Zweck, die Verwendung des Vermögens und die langfristige Ausrichtung der Stiftung. Ohne eine klare Definition des Stifterwillens ist die Errichtung einer Stiftung nicht sinnvoll.

Das Stiftungsgeschäft

Die Gründung einer Stiftung erfolgt durch das sogenannte Stiftungsgeschäft. Dies kann entweder zu Lebzeiten durch eine notarielle Erklärung oder durch eine testamentarische Verfügung geschehen.

Die wichtigsten Schritte zur Stiftungsgründung

  1. Festlegung des Stiftungszwecks – Was soll mit der Stiftung langfristig erreicht werden?
  2. Erstellung der Stiftungssatzung – Festlegung der Organe, Mittelverwendung und Verwaltung.
  3. Bereitstellung des Stiftungskapitals – Abhängig von der Stiftungsform und dem Bundesland variieren die Anforderungen, oft sind mindestens 150.000 € erforderlich.
  4. Anerkennung durch die Stiftungsbehörde – Ohne diese Anerkennung besitzt die Stiftung keine Rechtsfähigkeit.
  5. Erfüllung steuerlicher und verwaltungstechnischer Anforderungen – Besondere Berücksichtigung für gemeinnützige Stiftungen.

Alternative: Die Treuhandstiftung

Für Stifter mit geringerem Kapital oder dem Wunsch nach flexibler Verwaltung kann eine Treuhandstiftung eine sinnvolle Alternative sein. Hier übernimmt ein Treuhänder die Verwaltung des Stiftungsvermögens, während die Stiftung selbst keine eigene Rechtspersönlichkeit besitzt.

Stiftungskapital & Stiftungsvermögen

Was ist Stiftungskapital?

Das Stiftungskapital stellt das finanzielle Fundament einer Stiftung dar. Es muss so angelegt werden, dass der Stiftungszweck dauerhaft erfüllt werden kann. Während das Kapital in der Regel unantastbar bleibt, werden die Erträge aus dem Stiftungskapital für die Umsetzung des Stiftungszwecks verwendet.

Wie wird das Stiftungskapital verwaltet?

Die Verwaltung des Stiftungskapitals unterliegt strengen Regeln. Die wichtigsten Grundsätze sind:

  1. Kapitalerhalt – Das Grundkapital einer Stiftung darf nicht verbraucht werden.
  2. Ertragsverwendung – Nur die erwirtschafteten Erträge sollten für den Stiftungszweck eingesetzt werden.
  3. Nachhaltige Anlage – Die Stiftung muss eine langfristige Finanzstrategie verfolgen, die die wirtschaftliche Tragfähigkeit sichert.

Anlageformen für das Stiftungsvermögen

Stiftungen können ihre Mittel in verschiedene Anlageformen investieren, darunter:

  • Aktien und Anleihen – Stabile Renditen und Inflationsschutz
  • Immobilien – Langfristige Wertsteigerung und Mieteinnahmen
  • Beteiligungen an Unternehmen – Möglich auch Holdingstrukturen mit Stiftung als Muttergesellschaft
  • Alternative Investments – Kunst, Rohstoffe, Oldtimer

Herausforderungen bei der Kapitalanlage

Da Stiftungen in der Regel auf langfristigen Kapitalerhalt ausgelegt sind, stehen sie vor besonderen Herausforderungen:

  • Niedrigzinsphase – Reduzierte Erträge aus klassischen
  • Anlagen Inflationsrisiko – Erträge müssen die Inflation ausgleichen
  • Nachhaltigkeitsanforderungen – Insbesondere gemeinnützige- Stiftungen müssen ethische Anlagerichtlinien beachten

Eine kluge Finanzstrategie und professionelle Beratung sind essenziell, um das Stiftungskapital nachhaltig zu verwalten.

Stiftungsvorstand

Aufgaben des Stiftungsvorstands

Der Stiftungsvorstand ist das zentrale Organ einer Stiftung und für deren laufende Verwaltung verantwortlich. Seine Hauptaufgabe besteht darin, den in der Stiftungssatzung festgelegten Stiftungszweck umzusetzen und sicherzustellen, dass das Stiftungsvermögen im Sinne des Stifters verwaltet wird.

Rechte und Pflichten des Stiftungsvorstands

  1. Verwaltung des Stiftungsvermögens – Sicherstellung einer nachhaltigen und regelkonformen Mittelverwendung.
  2. Umsetzung des Stiftungszwecks – Sicherstellen, dass die geförderten Projekte und Aktivitäten dem Stiftungszweck entsprechen.
  3. Rechenschaftspflicht – Berichterstattung gegenüber der Stiftungsaufsicht und gegebenenfalls dem Kuratorium.
  4. Haftung und Sorgfaltspflicht – Der Vorstand muss die Sorgfalt eines ordentlichen und gewissenhaften Verwalters an den Tag legen, um eine ordnungsgemäße Geschäftsführung sicherzustellen.

Zusammensetzung und Bestellung

  • Der Vorstand besteht in der Regel aus zwei oder mehreren Personen, die vom Stifter selbst oder von einem anderen Organ der Stiftung benannt werden.
  • Die Amtszeit kann in der Satzung individuell geregelt werden.
  • In gemeinnützigen Stiftungen arbeiten Vorstände in der Regel ehrenamtlich, können aber auch für ihre Tätigkeit eine Vergütung erhalten, wenn dies satzungsgemäß vorgesehen ist.

Steuerliche Vorteile von Stiftungen

Gemeinnützige Stiftungen

Gemeinnützige Stiftungen genießen erhebliche steuerliche Vergünstigungen, da sie der Förderung des Gemeinwohls dienen. Dazu gehören:

  • Befreiung von der Körperschaftsteuer – Gemeinnützige Stiftungen zahlen keine Körperschaftsteuer auf ihre Einnahmen.
  • Erbschafts- und Schenkungssteuerbefreiung – Zuwendungen an gemeinnützige Stiftungen sind von der Erbschafts- und Schenkungssteuer befreit.
  • Spendenabzugsfähigkeit – Spender können bis zu 1 Mio. € als Sonderausgaben steuerlich geltend machen.

Familienstiftungen

Familienstiftungen haben eine besondere steuerliche Behandlung, da sie nicht gemeinnützig sind, sondern dem Vermögenserhalt innerhalb einer Familie dienen. Trotzdem bieten sie zahlreiche Möglichkeiten zur Steueroptimierung. Zu den wichtigsten steuerlichen Regelungen gehören:

  • Erbersatzsteuer – Familienstiftungen unterliegen einer fiktiven Erbschaftsteuer, die alle 30 Jahre auf das Stiftungsvermögen erhoben wird. Die Berechnung erfolgt, als ob das Vermögen auf zwei Kinder vererbt würde, unabhängig davon, ob der Stifter Kinder hat. Dadurch ergibt sich ein Freibetrag von 800.000 € (400.000 € pro Kind).
  • Befreiung von der Gewerbesteuer – Solange die Stiftung kein Gewerbe betreibt, fällt keine Gewerbesteuer an, was ein großer Vorteil gegenüber einer GmbH sein kann.
  • Körperschaftsteuer – Familienstiftungen unterliegen der regulären Körperschaftsteuer von 15 % auf ihre Einkünfte.
  • Kapitalertragsteuer – Kapitalerträge werden mit 15 % Körperschaftsteuer und nicht mit der regulären Abgeltungsteuer von 25 % besteuert. Das macht sie steuerlich attraktiver als Privatpersonen.
  • Immobilienerträge – Mieteinnahmen unterliegen lediglich der Körperschaftsteuer (15 %), während natürliche Personen je nach Einkommen mit bis zu 45 % Einkommensteuer belastet wären.

Fazit: Was ist eine Stiftung?

Eine Stiftung ist ein vielseitiges Instrument zur langfristigen Vermögenssicherung und gesellschaftlichen Förderung. Sie kann als gemeinnützige Einrichtung zur Unterstützung sozialer, kultureller oder wissenschaftlicher Projekte dienen oder als Familienstiftung zur strukturierten Vermögensnachfolge und Steueroptimierung genutzt werden.

Wichtige Erkenntnisse

  • Rechtsformen: Es gibt verschiedene Stiftungsarten, darunter die rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts, die Treuhandstiftung, die gemeinnützige Stiftung und die Familienstiftung.
  • Steuerliche Vorteile: Gemeinnützige Stiftungen genießen erhebliche Steuerbefreiungen, während Familienstiftungen steuerlich optimierte Strukturen bieten können.
  • Langfristigkeit: Stiftungen sind auf Dauer ausgelegt, ihr Vermögen bleibt erhalten, und sie müssen nachhaltig wirtschaften.
  • Stifterwille: Der Stifterwille ist entscheidend für die Gestaltung und Verwaltung einer Stiftung und wird in der Stiftungssatzung festgehalten.

Ist eine Stiftung die richtige Wahl für Sie?

Wenn Sie über den langfristigen Erhalt Ihres Vermögens nachdenken, steuerliche Vorteile nutzen möchten oder gesellschaftliches Engagement anstreben, kann eine Stiftung eine sinnvolle Lösung sein. Entscheidend ist eine sorgfältige Planung, um die richtige Stiftungsform und Struktur zu wählen.

Lassen Sie sich von Experten beraten, um eine maßgeschneiderte Lösung für Ihre individuellen Bedürfnisse zu finden. Eine professionelle Begleitung stellt sicher, dass Ihre Stiftung rechtlich, steuerlich und wirtschaftlich optimal aufgestellt ist.

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